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Gastkommentar von Alexander Uhr, Wirtschaftspsychologe  B.A. und Radikaler Management Coach (radicalsparring.de)

Klopapier und Nudeln sagen die Wahrheit

Die hysterischen, völlig übertriebenen Coronavirus Hamsterkäufe zeigen klar: Es gibt Sie noch. Die Angst, krank zu werden, die Kontrolle zu verlieren, zu sterben. Im Alltag sieht man sie ja auch nicht. Oder will sie nicht sehen. Shopping, Essen, Netflix, Instagram, Alkohol, Arbeit etc. können leicht zu Suchtmitteln werden, um unangenehme Themen zu verdrängen oder von dem bewussten Sein abzulenken. Im Unternehmensalltag heißt das dann z.B. „Workaholic“, „Aktionismus“ oder „Umsatzoptimierung“.

Deutlicher wird eine mögliche Fehlbarkeit oft erst in Extremsituationen. Wenn externe (Medien-)Einflüsse uns aus dem Hmsterrad reißen. Und uns mit dem Gedanken konfrontieren, dass wir vielleicht wirklich in Gefahr sind. Oder sein könnten. Oder doch nicht? Auf jeden Fall sind wir unsicher. Und nicht wirklich darauf vorbereitet (außer die paar verrückten sogenannten „Prepper“). Und werden panisch. Und kaufen mehr Klopapier als wir in den nächsten Monaten wirklich brauchen. Normal ist gerade gar nichts. Aber was heißt schon „normal“? Ist normal richtig? Und vor allem – was können Unternehmer, Personaler und Betriebsräte aus diesem Chaos lernen?

1. Das Hamsterrad-Zauberwort: Persönliche Risikoabschätzung

Durch ungewisse Situationen wie den Coronavirus stellt sich in unserem Leben eine neue Situation ein, die wir als Mensch persönlich noch nicht kennengelernt haben. Weil unser Verhalten und Denken auf Erfahrung basiert, wissen wir bei Corona nicht, wie wir darauf reagieren sollen. Ja, so langsam gibt es Pläne, die inzwischen der Realität angepasst werden. Es gibt Vermutungen. Ideen. Bedrohungen. Es gibt viele Meinungen. Aber vor allem gibt es in der Masse viel Unsicherheit. Keiner kann genau sagen, was passieren wird. Noch nicht einmal die Bundesregierung. Oder die WHO. Dafür umso mehr Fake-News, unseriöse WhatsApp Nachrichten und egoistische Mitbürger. Wer ist panischer, wer fühlt sich sicherer– die Menschen mit oder ohne Internet?

Also, die große Frage: Was wird passieren? Ist das Alles nicht ein riesengroßes Risiko für mich? Oder meine Eltern? Oder Kinder? Was wir Menschen wollen ist Sicherheit. Gerade in unsicheren Zeiten. Jede gute Führungskraft weiß das. Und dem unsicheren Bürger in Deutschland hilft dann Klopapier. Viel Klopapier. Und Nudeln. Hoffen wir zumindest. Das ist die Sicherheit, die wir Deutschen uns in unserem kleinen Kosmos aufbauen können. Den wir unter Kontrolle haben. Zumindest glauben wir das. Oder möchten es wenigstens glauben. Jetzt der Transfer auf den „normalen“ Arbeitsalltag: Was für Unsicherheiten haben Mitarbeiter? Wie schränkt das die Leistungsfähigkeit von Unternehmen ein? Was passiert im Ernstfall? Was ist ein Ernstfall – für Ihre Mitarbeiter? Und für das Unternehmen? Ist es der Krankheitsfall der Urlaubsvertretung für einen wichtigen Prozess im Haus? Wie steht es um die Mentalität oder Kultur des Hauses, wenn es darum geht, dass Mitarbeiter krank zur Arbeit kommen? Oder dauerhauft über Ihre Belastungsgrenzen zu gehen – bis es „knallt“? Was, wenn ich meinen Job verliere?

2. „Relevanz“ ist relevant

Es gäbe zwar Pandemie-Pläne, der Ernstfall sei aber nicht genügend geübt worden, gestand Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Ehrlichkeit (sich selbst gegenüber) ist zwar hilfreich für die Zukunft. Aber fehlende Prävention hilft nicht, Versäumtes wiedergutzumachen.

Das fehlende Bewusstsein von existierenden Bedrohungen trifft leider sehr häufig auch auf die Krisen- und Gesundheitsprävention in Organisationen und Unternehmen zu. Unabhängig von Corona: Wie viele Unternehmer (und Personaler und Betriebsräte) machen sich im Alltag tatsächlich praktische Gedanken darum, wie man übergreifend im Unternehmen dem bereits existierenden Fachkräftemangel, dem Leistungsdruck und den sich verändernden Arbeitnehmeranforderungen begegnet? Und wieviele gehen diesen Gedanken auch tatsächlich nach?

Alles, was keine aktuelle konkrete Bedrohung ist, ist nicht greifbar. Und was nicht greifbar ist, ist nicht gefährlich. Wenn ich keinen persönlichen Bezug zu etwas habe, dann lasse ich es erst mal liegen. Und kümmere mich um die nächsten Wahlen. Oder die Quartalszahlen. Wenn von Gesundheit gesprochen wird, ist das ein abstrakter Begriff. „Gesundheit“ hat man einfach. Oder hat sie wenigstens (mit Pillen) im Griff. Wenn etwas unmittelbar in Gefahr ist, versuche ich Sicherheit herzustellen und fahre eine „Nullrisiko“-Strategie (googlen Sie mal „Zero-Risk-Bias“). Unkritische Berichterstattung in Kombination mit der Unwissenheit über den Umgang mit der neuen Situation trägt einen nicht unwesentlichen Teil dazu bei.

3. Moment mal! Aktueller denn je

Die größte Stillegung des öffentlichen Lebens in der Geschichte der Bunderepublik bietet mit einer ungeplanten Zwangspause eine Chance, die Menschen normalerweise nur „bekommen“, wenn der Partner stirbt oder der Arbeitsplatz verloren geht. Es knallt unwahrscheinlich laut und man wird sozusagen aus dem Hamsterrad „geworfen“, ohne sich dagegen wehren zu können. Was das Gute daran ist? Genau das: Diese Menschen sind raus aus dem Hamsterrad. Sie können sich Zeit nehmen und ein wenig reflektieren. Schauen, wo sie stehen, ob sie stehen, wie sie stehen, was Ihnen etwas wert ist, wofür Sie sich einsetzen. Und welche Rolle Sie in dem Leben anderer spielen. Und in Ihrem eigenen. Ein Unternehmer kann das genau so mit seiner Firma tun. Personaler und Betriebsräte inklusive.

Genau wie bei den entstehenden Umschichtungen von Arbeitskräften, Lieferengpässen oder gesellschaftlichen Einschränkungen gilt: Es fällt nicht leicht, auf Dinge zu verzichten, die einem liebgewonnen worden sind. Ob privat oder beruflich. Aber manchmal ist es einfach vernünftig, genauer hinzuschauen, was „gut investiert“ heißt – sowohl privat als auch beruflich. Kann ich aus den fehlenden Vorbereitungen lernen? Was sind die wirklichen Risiken meines Alltags? Meines Unternehmens? Wie hoch ist das Risiko, das wir eingehen? Wie hoch ist die Verantwortung, die ich trage? Werde ich meinen persönlichen oder unternehmerischen Werten eigentlich gerecht? Was ist gut? Was ist schlecht? Was ist überflüssig? Setze ich die Prioritäten, die ich setzen könnte? Und die ich setzen möchte?

FAZIT: Vorsorgen schützt vor Sorgen

Corona zeigt Unternehmern und Personalern, wie wichtig den Menschen Ihre eigene Sicherheit und Ihre Gesundheit ist. Und welche dramatischen Folgen Unwissenheit oder fehlende Erfahrung haben können. Sicherheit und Zufriedenheit funktionieren nicht mit durchschaubaren Lippenbekenntnissen oder nachträglichen Ad hoc-Maßnahmen – meist ist das Kind dann nämlich schon in den Brunnen gefallen. Wer weiß, mit was er seine Mitarbeiter absichern, auf Belastungen vorbereiten oder gesundheitskritisches Verhalten vermeiden kann, kommt als Unternehmen gar nicht erst in eine brenzlige Lage (z.B. Arbeitsausfälle, Fachkräftemangel, etc, s.o.). Viel mehr: Er wird die Dankbarkeit die Mitarbeiter auf seiner Seite haben. Wertschätzung, Anerkennung und Fürsorge sind nicht zu unterschätzende Gesten, die Mitarbeitern mehr wert sind, als viele in Unternehmen denken.

Mit echten, konkreten Präventionsmaßnahmen können Unternehmer und Personaler Vorsorge beweisen. Indem Sie im Unternehmen und bei Mitarbeitern Kompetenzen aufbauen, die nicht nur objektiv, sondern auch subjektiv das Sicherheitsgefühl Ihrer Mitarbeiter unterstützen.

Für die Gesundheit ihres Unternehmens heißt das konkret: Als Personaler sollten Sie Gesundheitsprävention mit auf die Agenda setzen – um nicht erst reagieren zu können, wenn es zu spät ist. Jede Prävention und Risikominimierung beginnt mit Bewusstsein und Wissen. Und durch die Corona Krise wissen Sie und Ihre Mitarbeiter wieder einmal mehr: Jeder hat nur eine Gesundheit. Und sie ist ihm verdammt wichtig. Machen Sie was daraus. Das Bildungsforum Gesundheit unterstützt sie dabei.

In diesem Sinne: Bleiben Sie (und Ihre Mitarbeiter) gesund!

Ihr Alexander Uhr

Ergänzung vom Bildungsforum Gesundheit

Das Bildungsforum Gesundheit unterstützt Unternehmer, Personalabteilungen und Betriebsräte im Umkreis Osterode, Northeim & Göttingen beim Aufbau geeigneter Strukturen und Maßnahmen für ein nachhaltiges, Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM).

Mehr dazu finden Sie hier:

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Alexander Uhr

Alexander Uhr ist Wirtschaftspsychologe B.A., Werbekaufmann (IHK), Gesundheitspraktiker (BfG) und Dozent für Selbsterfahrung beim Bildungsforum Gesundheit. Als Gastautor informiert und inspiriert er im Online-Magazin "Moment mal!" auf FH-BIFO.de gesundheitsinteressierte Leser:innen. Seine Lieblingsthemen sind Identität, Entwicklung und Wirkung von Menschen und Organisationen.


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